
Die Thukydides-Falle wird von Thukydides in seiner Vorgeschichte zum Peloponnesischen Krieg beschrieben. Allerdings schloss sich an das Ende des Krieges ein nur 60jähriger Frieden an. Er erweiterte die Thukydides-Falle um einen Lachenden Dritten, der selbst kein Grieche war. Er konnte unbemerkt zum Schlag gegen Griechenland ausholen und sich zu dessen Hegemon aufschwingen. In der Gegenwart sind die USA und China die Protagonisten für die Thukydides-Falle. Ein Lachender Dritter ist nicht in Sicht, obwohl einige Mächte in Frage kommen. Damit sich die Geschichte des Peloponnesischen Krieges nicht wiederholt, sind Maßnahmen zu ergreifen, die eine Erweiterung der Thukydides Falle und einen Lachenden Dritten verhindern.
Die Thukydides-Falle
Die Thukydides-Falle geht auf den griechischen Historiker Thukydides und seine Aufzeichnungen zum Peloponnesischen Krieg zurück.
Leben des Thukydides
Zum Leben des Thukydides gibt es nur wenige gesicherte Erkenntnisse, die von seinem Biografen Markellinos im 5. nachchristlichen Jahrhundert zusammengestellt worden sind.
Thukydides (454 v. Chr. – 399/396 v. Chr.) wurde verbannt, weil er als Athener Stratege das thrakische Amphipolis nicht gegen die Einnahme durch Sparta verteidigt hat. Während seiner Verbannung hat er die Ereignisse des Peloponnesischen Krieges aufgezeichnet.
Seine Aufzeichnungen zum Peloponnesischen Krieg
Seine Aufzeichnungen zum Peloponnesischen Krieg beginnen ohne Titel mit: „Thukydides, der Athener, hat den Krieg der Peloponnesier und Athener beschrieben, wie sie gegeneinander Krieg geführt haben.“ Sie sind politische und philosophische Darstellungen.
Die politische Darstellung beschreibt den fast 30jährigen peloponnesischen Krieg als eine einzige Auseinandersetzung der unversöhnlichen Bündnissysteme um Athen und um Sparta.
Die philosophische Darstellung stellt die Macht als eine Form des Könnens, nicht des Machens dar. Entscheidend ist laut Thukydides die Macht des Stärkeren: „Die Starken tun, was sie wollen, und die Schwachen ertragen, was sie müssen.“
Beschreibung und Entdeckung der Thukydides-Falle
Beschreibung und Entdeckung der Thukydides-Falle entstammen den Aufzeichnungen von Thukydides zum Peloponnesischen Krieg.
Die Beschreibung der Thukydides-Falle lautet: „Die eigentlich wahre Veranlassung dazu, wovon man aber wenig hat kund werden lassen, war meines Erachtens keine andere als die, dass die Athener wegen ihrer heranwachsenden Macht den Lakedämoniern furchtbar geworden waren und sie dadurch diesen Krieg anzufangen veranlasst hatten.“
Die Entdeckung der Thukydides-Falle gebührt dem Politologen Graham Allison : „Es waren der Aufstieg von Athen und die dadurch in Sparta eingeflößte Furcht, dass ein Krieg unvermeidbar war. … Die Thukydides-Falle bezieht sich auf die natürliche, unvermeidbare Verworrenheit, die entsteht, wenn eine aufstrebende Macht eine herrschende Macht zu verdrängen droht.“
Zusammenfassung zu „Thukydides-Falle“
Thukydides, ein aus der Aristokratie Athens entstammender Politiker, Stratege und Geschichtsschreiber des 5. vorchristlichen Jahrhunderts. Er wurde verbannt, weil er als Stratege im Felde versagt habe. In der Verbannung hat er sein unvollendetes Werk über den Peloponnesischen Krieg verfasst
Die Thukydides-Falle beschreibt anhand von Sparta und Athen die Furcht einer etablierten Macht vor einer aufstrebenden Macht. Die Furcht der etablierten Macht löst einen Krieg aus.
Die Thukydides-Falle in der Gegenwart
Die Entwicklung einer Thukydides-Falle in der Gegenwart kündigt sich durch einen Wirtschaftskrieg an. Sie richtet die Wirtschaftsordnung auf das Recht des Stärkeren aus. Das wirtschaftliche Kräfteverhältnis verändert sich und trägt zur Entwicklung einer Thukydides-Falle bei.
Ankündigung Wirtschaftskrieg
Die Ankündigung einer Thukydides-Falle in der Gegenwart ist ein Wirtschaftskrieg.
Die von den USA durch seinen Präsidenten Donald Trump verhängten Zölle könnten einen Wirtschaftskrieg auslösen; denn die herrschende Macht greift wirtschaftlich unter dem Motto MAGA (Make America Great Again) an.
Dagegen spricht, dass Amerika nicht nur China, sondern alle Handelspartner mit Zöllen überzogen hat. Mit einigen Ländern wie z. B. China haben die USA Vereinbarungen zur Beilegung der Zwistigkeiten abgeschlossen.
Recht des Stärkeren
Das Recht des Stärkeren droht, sich bereits im Kampf um die Zölle durchzusetzen, also die alte Wirtschaftsordnung durcheinanderzubringen.
Der von Thukydides aufgezeichnete Melier-Dialog (V 84 ff) ist eine Mahnung an die Mittelmächte wie Deutschland oder eine schlagkräftige EU, ihren Einsatz zur Verhinderung der Thukydides-Falle nicht zu verschlafen. „In Deutschland ist dieser Epochenbruch noch nicht verstanden.“ (Marc Saxer, „Abschied vom Hegemon“, Cicero, 6.2025, S. 15 ff)
Wirtschaftliches Kräfteverhältnis
Das wirtschaftliche Kräfteverhältnis bezeichnet die Verantwortlichkeiten zur Verhinderung der Thukydides-Falle USA/China.
Die USA und China sind aktuell die beiden wirtschaftlich stärksten Mächte. Barack Obama, Präsident der USA, hatte bereits 2015 mit Xi Jinping, Staatspräsident der Volksrepublik China, die Thukydides-Falle diskutiert. Xi Jinping hatte die Gefahr erkannt; aber er ließ keine Zweifel aufkommen, die China als aufstrebender Macht die Ebenbürtigkeit mit den USA absprechen könnten.
Wirtschaftliche Prognose
Eine wirtschaftliche Prognose stützt diese Haltung Chinas, die Allison 2017 aufgestellt und in den weiteren Auflagen bis 2024 von „Destined for War“ aufrechterhalten hat (ebda., S. 9). Unter Hinweis darauf, dass die US-Studenten sich daran gewöhnen müssten, dass China die USA als wirtschaftliche Macht überholen würden, prognostizierte er für 2024: BIP (Mrd. USD) China 35,596 und USA 25,093.
Wirtschaftliche Realität
Die wirtschaftliche Realität 2024 sieht allerdings anders aus, wie das Ranking der BIP 2024/2023 beweist:
2024 | 2023 | |
USA | 29,18 | 27,72 |
China | 18,74 | 17,19 |
Deutschland | 4,65 | 4,52 |
Japan | 4,02 | 4,20 |
Indien | 3,91 | 3,56 |
Das Ranking zeigt deutlich, dass sich der Abstand zwischen den USA und China vergrößert hat. Chinas BIP betrug 2023 genau 64,2 Prozent und 2024 nur noch 60,1 Prozent vom jeweiligen BIP der USA.
Das Ranking der BIP zeigt, dass Deutschlands, Japans und Indiens aktuelle wirtschaftliche Macht begrenzt ist.
Zusammenfassung zu „Die Thukydides-Falle in der Gegenwart“
Die Thukydides-Falle in der Gegenwart kündigt sich durch einen Wirtschaftskrieg an. Das Rest des Stärkeren ist die Kriegsordnung. Im wirtschaftlichen Kräfteverhältnis liegen die USA deutlich vor China, mit einer sich zugunsten der USA öffnenden Schere. Deutschland auf Platz 3 ist weit abgeschlagen. Japan und Indien liegen dahinter.
Der Lachende Dritte des Peloponnesischen Krieges
Der Lachende Dritte ist keine Figur aus dem „Peloponnesischen Krieg“ von Thukydides. Er ist eine historische Bezeichnung für einen Nutznießer der erweiterten Thukydides-Falle.
Erweiterte Thukydides-Falle
Die erweiterte Thukydides-Falle entwickelt sich historisch nach dem Ende des Geschichtswerks von Thukydides im Jahr 411 v. Chr.
Historisches Ende des Peloponnesischen Krieges
Das historische Ende des Peloponnesischen Krieges tritt erst sieben Jahre nach den Aufzeichnungen des Thukydides ein.
Zuvor vernichtet Alkibiades 410 v. Chr. die spartanische Flotte, besetzt 409 v. Chr. Byzanz und kehrt ein Jahr später nach Athen zurück. Er wird begnadigt und zum Oberbefehlshaber gewählt. Im Jahr 407 v. Chr. besiegen allerdings die Spartaner die Flotte Athens. Alkibiades wird degradiert. Im folgenden Jahr gewinnen die Athener wieder gegen die Spartaner.
Allerdings wendet sich 405 v. Chr. das Blatt vollends. Nicht nur die Athenische Flotte wird vernichtet, auch Athen wird ausgehungert. Im Jahr 404 v. Chr. ergibt sich Athen und kennt die Hegemonie Spartas an. Der Peloponnesische Krieg ist zu Ende.
Nachkriegszeit
Die Nachkriegszeit sieht Griechenland am Boden, weil der Peloponnesische Krieg auch an Sparta nicht spurlos vorübergegangen ist. Philipp II. von Makedonien (382 v. Chr. – 336 v. Chr.) beutet diese Lage aus und erweist sich als Nutznießer der Thukydides-Falle.
Ablauf der Ereignisse in der Nachkriegszeit
Der Ablauf der Ereignisse in der Nachkriegszeit beginnt mit der Befreiung Makedoniens von der Vielstaaterei durch Philipp II.
Makedonien, nördlich von Griechenland gelegen, ist als griechisches Land umstritten. Es wird von Kleinkönigen und dem Adel regiert. Philipp II. ist primus inter pares der Kleinkönige, bevor er sich zum alleinigen König macht. Er ist der Vater von Alexander dem Großen, (356 v. Chr. – 323 v.Chr.), dem späteren Alexander III., König von Makedonien und Hegemon des Korinthischen Bundes.
Im Jahr 343 v. Chr. schließt Philipp II. einen Nichtangriffspakt mit Artaxerxes III. (390 v. Chr. – 338 v. Chr.), dem Großkönig der Perser. In der Schlacht bei Chaironea 338 v. Chr., an der auch sein Sohn als Feldherr teilnimmt, vernichtet er die verbündeten Griechen um Athen und Theben. Sparta war nicht beteiligt.
Vollendung der Erweiterung der Thukydides-Falle
Die Vollendung der Erweiterung der Thukydides-Falle wird im Folgejahr 337 v. Chr. erreicht. Philipp II. gründet den Korinthischen Bund, dem alle griechischen Stadtstaaten außer Sparta angehören, und wird dessen Hegemon.
Der Korinthische Bund beendet die Polis-Welt. Entscheidungen fallen nicht mehr in Griechenland. Die erweiterte Thukydides Falle hat zugeschnappt.
Makedonien als Lachender Dritter des Peloponnesischen Krieges
Makedonien ist der Lachende Dritte des Peloponnesischen Krieges. Weder Sparta noch Athen hatten es auf der Liste der bedrohlichen Mächte. Athen war völlig zerstört und erstarkte als kulturelle, nicht mehr als militärisches Zentrum. Sparta war Sieger, aber vom Krieg ausgelaugt.
Die Rolle des Lachenden Dritten ändert sich auch historisch nicht dadurch, dass Philipp II. 336. v.Chr. von seinem Leibwächter Pausanias ermordet wird; denn im selben Jahr besteigt Alexander der Große den Thron, der keinen Zweifel an seiner Hegemonie aufkommen lässt.
Als athenische Redner und Staatsmann Demosthenes (384 – 322 v. Chr.) die Griechen zum Aufstand anstachelt, löscht Alexander der Große 335 v. Chr. Theben aus. Alle anderen griechischen Städte ergeben sich.
Zusammenfassung zu „Der Lachende Dritte des Peloponnesischen Krieges“
Lachender Dritter des Peloponnesischen Krieges ist der Nutznießer der erweiterten Thukydides-Falle. Historisch endet der Krieg erst 404 v. Chr., also nicht schon 411 v. Chr., wie im Geschichtswerk von Thukydides. Philipp II. befreit Makedonien von der Vielstaaterei, schließt einen Nicht-Angriffspakt mit den Persern und unterwirft ohne Vorankündigung die Griechen. Er steigt zu deren Hegemon auf, indem er den Korinthischen Bund gründet. So erweitert er die Thukydides Falle. Makedonien wird zum Lachenden Dritten des Peloponnesischen Krieges.
Der Lachende Dritte der Gegenwart
Der Lachende Dritte der Gegenwart ist schwer ersichtlich, sofern er sich auf die Thukydides-Falle USA/China bezieht.
Beide Mächte scheuen den Atom-Krieg. Sie setzen auf geopolitische Verschiebungen, die sie wirtschaftlich und technologisch erreichen wollen. Der Zeitpunkt, wann eine Thukydides-Falle zuschnappt, ist ungewiss und damit ebenfalls die Existenz für einen Lachenden Dritten.
Kandidaten als Lachende Dritte der Thukydides-Falle USA/China
Kandidaten als Lachende Dritte der Thukydides-Falle USA/China sind nur spekulativ zu ermitteln.
Indien
Indien ist eine aufstrebende Macht wie China; aber China ist im Vergleich zu Indien eine bereits herrschende Macht. Es ist ein Kandidat als Lachender Dritte.
- Indien hat China bereits in der Bevölkerungszahl überholt.
- Es nutzt wirtschaftlich die geografische Nähe zu China, ist aber andererseits um Distanz bemüht.
- Indien ist als aufstrebende Macht eine Bedrohung im Sinne der Thukydides-Falle. Noch in diesem Jahrzehnt wird es Deutschland als drittgrößte Wirtschaftsmacht überholen und die Distanz zu Platz 2 China verkürzen.
Japan
Japan ist der typische Fall eines Lachenden Dritten, der wirtschaftlich auf der Kippe steht.
- Es ist die viertgrößte Wirtschaftsmacht.
- Die Staatsverschuldung ist auf Rekordhöhe, und zwar die höchste eines Industriestaates. Sie beträgt 263 Prozent des BIP gegenüber 121 Prozent des BIP der USA.
Afrika
Afrika ist ein Kontinent. Es ist ein aufstrebender Player in der Weltwirtschaft. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass Afrika ein einheitlich Lachender Dritter wird. Wirtschaftliche Gründe allein sind nicht ausschlaggebend, sondern auch politische.
- Die Interessen der einzelnen Staaten sind zu unterschiedlich.
- China gewinnt als größter Investor und wichtigster Handelspartner weiteren politischen Einfluss in Afrika. Sein Ziel ist es, Afrika in der chinesischen Bündniswelt zu verankern.
Europäische Union
Die Europäische Union (EU) ist ein Staatenbund. Sie ist kein Bundesstaat, der in entscheidenden Fragen zur Einstimmigkeit verpflichtet ist. Diese Beschlussvoraussetzung behindert die Schlagkraft der EU. Trotzdem bleibt die EU wirtschaftlich betrachtet ein Kandidat für den Lachenden Dritten.
- Aufkeimender Nationalismus, der sich Russland zuwendet und von den USA abwendet, zeigt im Ukraine-Krieg die Brüchigkeit der Position als Lachenden Dritten. Beispiele sind Ungarn, Rumänien und die Slowakei.
- Die EU ist waffenlos, die Waffen sind bei den Mitgliedsstaaten. Ein europäisches Militärbündnis steht erst am Anfang. Einzige Atom-Macht der EU ist Frankreich, seit Großbritannien aus der EU ausgetreten ist. Allerdings kooperieren beide Mächte gegen Russland.
Deutschland
Deutschland kommt als Lachender Dritter nicht in Frage.
Es ist wirtschaftlich zwar selbstständig, hat sich aber vertraglich an die EU und die NATO gebunden. Es kann in der EU oder der Nato eine führende Rolle einnehmen, aber es darf außerhalb der Bündnisse nicht eigenständig agieren.
Zusammenfassung zu „Der Lachende Dritte der Gegenwart“
Der Lachende Dritte der Gegenwart ist für die Thukydides-Falle USA/China nur spekulativ zu ermitteln. Indien ist das bevölkerungsreichste Land der Erde. Japan ist ernstzunehmender Kandidat als Lachender Dritter, wenn auch gegenwärtig im Abwind. Afrika ist ein aufstrebender Kontinent. Die einzelnen Staaten sind allerdings wirtschaftlich zu unterschiedlich. Die EU ist ein Staatenbund, dem es an Schlagkraft fehlt. Deutschland ist in den Verträgen mit der EU gefangen, so dass es als Lachender Dritter nicht infrage kommt.
Deutscher Beitrag zur Verhinderung der Thukydides-Falle USA/China und des Lachenden Dritten
Ein deutscher Beitrag zur Verhinderung der Thukydides-Falle USA/China und des Lachenden Dritten ist erforderlich, damit die von Thukydides aufgezeichneten Folgen gar nicht erst eintreten. Deshalb ist die Zeit vor der Thukydides-Falle nicht von den beiden Protagonisten, sondern auch von kleineren Mächten zur Verhinderung zu nutzen.
Spezielle Gegenmaßnahmen durch Deutschland
Spezielle Gegenmaßnahmen durch Deutschland zur Verhinderung der Thukydides-Falle USA/China und des Lachenden Dritten ergeben sich aus der wirtschaftlichen Beurteilung.
Sie ist deshalb wichtig, weil wirtschaftliche Auseinandersetzungen den militärischen Streitigkeiten vorausgehen. Deutschland ist allein wirtschaftlich kein ausschlaggebender Faktor; denn der 3. Platz im Ranking der BIP beschreibt nur eine numerische Reihenfolge ihrer prozentualen Größen und keine Gewichtung.
Verstärkung durch Verbündung
Eine Verstärkung durch Verbündung ist eine Pflicht für Deutschland.
Zwar ist Deutschland auf Platz 3 der wirtschaftlich mächtigsten Nationen; aber sein BIP macht nur 16 Prozent vom BIP der USA und 25 Prozent vom BIP Chinas aus. Außerdem ist Deutschlands 3.Platz mittelfristig durch Indien gefährdet.
Aus dem Blickwinkel des Peloponnesischen Krieges betrachtet, ist Deutschland eine Mittelmacht. Die Mittelmächte waren von Sparta und Athen als Verstärkung durch Verbündung zur Abwehr der anderen Macht begehrt. Manchmal verbündeten sich die Mittelmächte auch untereinander zum Schutz vor den beiden Mächten.
Den Schluss, den Deutschland zur Verstärkung durch Verbündung aus dem Ablauf des Peloponnesischen Krieges ziehen sollte, ist seine Suche nach einem wirtschaftlichen Bündnis. Darin sollte es die Führung übernehmen können. Dazu bietet sich die EU an, der es bereits angehört. Die Verstärkung käme aus dem addierten EU-BIP, das 20,45 in 2024 beträgt. Unter der Führung von Deutschland kommt die EU wirtschaftlich auf Platz 2 der Mächte.
Wenn auch China in dieser Konstellation auf Platz 3 beim BIP-Ranking verdrängt wird, bleibt für die USA die Bedrohung durch die Thukydides-Falle; denn die EU ist keine aufstrebende, sondern eine traditionelle Macht, die weder von den USA oder China bedrängt wird. Deshalb ist es die Rolle der EU, zur Verdrängung der Thukydides-Falle USA/China durch geschickte Bündnispolitik beizutragen.
Bündnispolitik der EU
Die Bündnispolitik der EU muss durch innere Geschlossenheit wirtschaftliche Stabilität ausstrahlen, damit die Thukydides-Falle USA/China und ein Lachender Dritter verhindert werden.
Drei Konstellationen sind unter dem Aspekt zu bedenken, dass Russland wieder als Großmacht anerkannt werden möchte.
Konstellation1: USA und Russland
- Die EU muss ein Bündnis mit der aufstrebenden Macht China eingehen, um die Thukydides-Falle USA/China aufzulösen.
- Die EU hat Indien einzubeziehen, um den Lachenden Dritten zu verhindern.
Konstellation 2: China und Russland
- Die EU muss im Schulterschluss zu den USA stehen, damit keine Thukydides-Falle USA/China entstehen kann.
- Die EU hat Indien einzubeziehen, um Indien als Lachenden Dritten zu verhindern.
Konstellation 3: USA und China
- Die etablierte Macht und die aufstrebende Macht entgehen der Thukydides-Falle USA/China.
- Es gibt keinen Lachenden Dritten, weil durch den Zusammenschluss USA und China für einen Lachenden Dritten zu stark sind.
Bei der Konstellation 3 entsteht ein Übergewicht des neuen Bündnisses USA und China. Die EU muss ein Gegengewicht bilden. Kleinere und mittlere Staaten sind als Verbündete zu finden. Indien ist als Partner zu gewinnen.
Zusammenfassung zu „Deutscher Beitrag zur Verhinderung der Thukydides-Falle USA/China und des Lachenden Dritten“
Die Entwicklung einer Thukydides-Falle beginnt mit einem Wirtschaftskrieg als Vorboten, der mit dem Recht des Stärkeren die bestehende Wirtschaftsordnung zu unterlaufen droht. Ein wirtschaftliches Kräfteverhältnis der von der Thukydides-Falle Betroffenen ist hinsichtlich Verantwortung zu analysieren; denn es kann Aufschluss darüber geben, wie die Thukydides-Falle und der Lachende Dritte zu verhindern sind.
Eine Prognose sah China die USA bereits 2024 überholen. Die Realität ist weit davon entfernt. Die USA sind unangefochten die Nummer 1; China wird gerade etwas abgehängt; Japan verabschiedet sich, und Indien ist auf der Überholspur.
Deutschland kann sich durch die EU verstärken; denn die EU ist mit ihren addierten BIP die zweitstärkste Wirtschaftsmacht. Durch diese Verstärkung ist Deutschland in der Lage, Gegengewichte zu Machtkonstellationen mit Beteiligung der USA oder von China bilden. Die sich daraus ergebenden Maßnahmen können, die Thukydides-Falle und den Lachende Dritten verhindern.
Call-to-Action
Die Thukydides-Falle ist ein politisches Managementproblem. Deshalb wird zur weiteren Lektüre auf den Beitrag
verwiesen.
Fazit
Thukydides, nach dem die Thukydides-Falle benannt ist, war ein Athener Aristokrat, der als Stratege im Peloponnesischen Krieg tätig war. Er wurde aus uneinsichtigen Gründen verbannt, aber nach Kriegsende rehabilitiert. Seine Aufzeichnungen über den Peloponnesischen Krieg beginnen ohne Überschrift und enden bereits 411 v. Chr., obwohl der Krieg erst 404 v.Chr. durch den Fall Athens sein Ende findet.
Die Thukydides-Falle besagt, dass sich eine etablierte Macht aus Furcht vor einer aufstrebenden Macht zum Krieg gezwungen sieht. Sie bezieht sich auf eine Stelle aus den Einführungen zu den Kriegsursachen des Peloponnesischen Krieges.
Die erweiterte Thukydides-Falle ergibt sich aus der Geschichte nach dem Peloponnesischen Krieg. Athen ist zerstört, Sparta erschöpft. Diese Lage nutzt Makedonien aus, um als Lachender Dritter Griechenland zu unterwerfen. Makedonien hatte keiner der griechischen Staaten als künftigen Eroberer auf dem Schirm. Aktuell kommen als Lachende Dritte einer Thukydides-Falle der USA und China verschiedene Staaten in Frage, aber gesicherte Erkenntnisse liegen nicht vor.
Maßnahmen zur Verhinderung der aktuellen Thukydides-Falle sind erwägenswert, sofern ein Wirtschaftskrieg als Vorbote droht. Das Recht des Stärkeren beginnt sich bereits durch Zölle durchzusetzen. Das wirtschaftliche Kräfteverhältnis hat sich noch nicht zugunsten von China verändert. Die USA sind unangefochten die Nummer 1. China hängt zurück. Japan verliert. Indien ist auf der Überholspur.
Deutschland ist zwar im BIP-Ranking noch die Nummer 3, befindet sich aber von seiner wirtschaftlichen Bedeutung nur im Mittelfeld. Es braucht Verstärkung, wenn es auf die Thukydides-Falle einwirken will. Eine Übernahme der Führung in der EU wäre sinnvoll, weil die addierten BIP die EU als zweitstärkste Wirtschaftsmacht ausweisen. Die Stärke der EU allein beseitigt die Thukydides-Falle USA/China nicht; aber die EU ist in der Lage, eine Bündnispolitik zu betreiben, die ein Zuschnappen dieser Thukydides-Falle und einen Lachenden Dritten verhindert.