
Die Einsamkeit am Arbeitsplatz ist ein in jüngster Zeit mehrfach behandeltes Thema; denn es geht über das Arbeitsleben weit hinaus ins Gesellschaftliche. Unbeachtet blieb bisher, dass die Einsamkeit am Arbeitsplatz die Kehrseite von Gruppenunwilligkeit und Gruppenuntauglichkeit im Arbeitsleben sein kann. Die Generation Z, der diese beiden negativen Eigenschaften zugeschrieben werden, will sich der Gruppendynamik entziehen. Sie flüchtet in Quiet Quitting und Act Your Wage bis hin zur Kündigung des Arbeitsvertrages. Doch verhindern diese Maßnahmen nicht die Einsamkeit am Arbeitsplatz; sie kaschieren nur deren Stadium. Deshalb gilt es, die Einsamkeit am Arbeitsplatz zu bekämpfen und der Vereinsamung am Arbeitsplatz vorzubeugen.
Einsamkeit
Die Einsamkeit ist 2025 in den Blickpunkt gerückt, weil sie enorme gesellschaftliche Auswirkungen hat. Die Bundesregierung hat 2023 eine Einsamkeitsstrategie beschlossen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat dazu 2024 die Broschüre „Strategie der Bundesregierung gegen die Einsamkeit“ herausgegeben. Sie enthält Hinweise zu deren Bekämpfung und Adressen von Hilfsorganisationen.
Die Einsamkeit hemmt die Leistung und den Leistungsgedanken im öffentlichen wie im privaten Umfeld. Sie führt zu psychischen Störungen, die nicht nur auf die einsame Person beschränkt bleiben, und belastet das Gesundheitswesen. „Oft warnen Mediziner vor der Epidemie der Einsamkeit, sie sei ähnlich schlecht für unsere Gesundheit wie Tabakkonsum.“ („Allein, allein“, Focus, Ausgabe 15 vom 04.04.25, S. 60)
Umfang der Einsamkeit in der Gesellschaft
Den Umfang der Einsamkeit in der Gesellschaft bilden 25 Prozent der Bevölkerung, die als gesellschaftlich Einsame zu bezeichnen sind. Bei den Unter-30jährigen bezeichnen sich 50 Prozent als einsam. Im Beruf liegt die Quote zwischen zehn und 15 Prozent.
Die Einsamkeit schränkt die menschlichen Grundbedürfnisse ein, nämlich die Zugehörigkeit zu und die Verbundenheit mit anderen Leuten sowie die soziale Eingebundenheit. Der Leistungsgedanke spiegelt sich in der Kompetenz und dem Gefühl der Fähigkeit wider, Aufgaben erfolgreich zu lösen und sich weiterzuentwickeln. Grundlage dafür sind Autonomie und Selbstbestimmung des Einzelnen, die Selbstwirksamkeit als Vertrauen in die eigene Leistung erleben lassen.
Begriffsbestimmungen
Mit den Begriffsbestimmungen werden die unterschiedlichen Formen der Abgeschiedenheit voneinander abgegrenzt.
Einsamkeit: Die Einsamkeit ist ein Gefühl. Es vermittelt die Vorstellung, allein zu sein. Die Einsamkeit lässt Zugehörigkeit und Geborgenheit vermissen. Sie verankert emotional im Gedächtnis, dass die Grundbedürfnisse unbefriedigt bleiben.
Alleinsein: Das Alleinsein ist ein objektiver Zustand. Er beschreibt die Abwesenheit von anderen. Der Unterschied zur Einsamkeit wird durch den Sponti-Spruch der 1970er Jahre treffend wiedergegeben: „Lieber allein als einsam zu zweit.“
Isolation: Die Isolation ist objektiv und zeigt an, dass gegenüber dem Normalzustand weniger Kontakte zu anderen Leuten vorhanden sind. Die Abnahme der Kontakte isoliert die betroffene Person sukzessive und bewirkt, dass der Austausch von Kommunikation mit Mitmenschen kaum mehr möglich ist.
Vereinsamung: Die Vereinsamung wird häufig als soziale Isolation beschrieben, in vielen Fällen auch mit der Einsamkeit gleichgesetzt. Beide Definitionen übersehen, dass Vereinsamung ein Prozess, Einsamkeit und Isolation dagegen Zustände sind.
Zusammengefasst ist die Einsamkeit ein Gefühl des Zustands der Abgeschiedenheit, die Vereinsamung ein die Einsamkeit ergänzender Prozess. Alleinsein ist ein objektiver Zustand, den man zu ändern vermag; Einsamkeit ist unfreiwillig. Zwischen beiden steht die Isolation, die sowohl freiwillig als auch unfreiwillig sein kann.
Ursachen der Einsamkeit
Die Ursachen der Einsamkeit liegen in ihrer Emotionalität begründet.
Angst und Furcht: Angst und Furcht sind Ursachen der Einsamkeit. Sie lösen auch den Stress oder die Scham aus, Anforderungen von Bezugspersonen nicht gerecht zu werden. Hilflosigkeit ist eine weitere Ursache, die in dieses Panel gehört.
Selbstzweifel: Selbstzweifel und Beschädigungen des Selbstwertgefühls sind weitere Ursachen der Einsamkeit.
Trennung: Eine Gruppe von Ursachen rangt sich um die Trennung von Personen und Sachen. Der Verlust von Menschen und der Tod sind Formen der endgültigen Trennung, die der besonderen Behandlung wie durch Trauerarbeit bedürfen.
Gesundheitliche Folgen der Einsamkeit
Die gesundheitlichen Folgen der Einsamkeit sind unterschiedlicher Art.
Krankmachende Folgen der Einsamkeit
Krankmachende Folgen der Einsamkeit schließen sich an alle Arten des Verlustes an. „Immer dann, wenn wir befürchten, etwas zu verlieren, womit wir uns eng verbunden fühlen, kommt es zu einer Störung der Balance zwischen sympathischer und parasympathischer Kontrolle der Herztätigkeit. Deshalb spüren wir, „wie es uns das Herz zerreißt“, wenn wir Abschied nehmen müssen, …“ (Gerald Hüther, „Lieblosigkeit macht krank“, S. 167)
Psychische Störungen durch die Einsamkeit
Die psychischen Störungen durch die Einsamkeit sind ebenfalls gesundheitliche Folgen der Einsamkeit.
Die emotionale Ebene der psychischen Störungen bilden das Gefühl der Einsamkeit und das Isolationsgefühl. Sie werden durch das Stigma der Ächtung verstärkt; denn es gehört sich gesellschaftlich nicht, einsam zu sein. Einsam ist der Eigenbrötler. Diese Stigmatisierung ist zwar durch die Wirklichkeit widerlegt, aber nicht beseitigt. Daran ändert auch die Generation Smartphone nichts. „Wenn sogar junge Menschen vom Zusammensein überfordert sind und selbst enge Vertraute auf Distanz halten, dann haben Smartphones nicht nur die Jugend neu verkabelt, sondern die gesamte Psychologie der Freundschaft.“ („Allein, allein“, S.61)
Schädigung der Grundbedürfnisse: Die Schädigung der Grundbedürfnisse auf Zugehörigkeit und Verbundenheit tritt besonders bei dem Gefühl auf, nicht gebraucht zu werden. Sie führt nicht nur in die Einsamkeit, sondern befördert ein Isolationsgefühl, das in der Verzweiflung enden kann. („Allein, allein“, S. 62).
Burnout: Das Burnout ist nicht nur ein Sammelbegriff persönlicher Krisen, es ist auch als psychische Störung anerkannt. Symptome sind das Gefühl der Unentbehrlichkeit oder der mangelnden Anerkennung. Stress, Konzentrationsstörungen und die Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung bewirken die Einsamkeit ebenfalls.
Die Umkehrfolge des Burnouts ist die Einsamkeit selbst. Sie ist eine eigene Grundlage für das Burnout.
Das Burnout ist sowohl Grundlage als auch Folge der Einsamkeit.
Depression: Die Depression ist die schärfste psychische Störung, die in die Einsamkeit führt. Typische Symptome sind gedrückte Stimmung, das Gefühl der Hoffnungslosigkeit sowie Antriebsschwäche. Sie bedarf der psychotherapeutischen Behandlung, auch zum Schutz vor der Einsamkeit.
Leistungshemmung durch die Einsamkeit
Die Leistungshemmung durch die Einsamkeit liegt auf der Schwelle zu den gesundheitlichen Folgen der Einsamkeit. Sie macht nicht krank. Sie ist aber eine psychische Folge der Einsamkeit, weil sie das Gefühl der Selbstzufriedenheit stört; denn die Leistungshemmung behindert den Leistungserfolg. Mangelnder Erfolg stört die Zufriedenheit. Er beeinträchtigt auch die Zufriedenheit anderer, wenn sich die Leistungshemmung auf sie erstreckt.
Introversion in der Einsamkeit
Introversion in der Einsamkeit ist keine psychische Störung, auch keine Ursache der Einsamkeit. Introvertierte sind nicht einsam, sondern haben einen anderen Zugang zu sozialen Kontakten.
Resümee zu „Gesundheitliche Folgen der Einsamkeit“
Die gesundheitlichen Folgen der Einsamkeit sind die krankmachenden Folgen der Einsamkeit. Sie schließen an alle Arten des Verlustes an.
Die psychischen Störungen der Einsamkeit bewegen sich auf der emotionalen Ebene, die durch das stigmatisierte Isolationsgefühl gekennzeichnet ist. Hinzu kommen die Schädigungen der Grundbedürfnisse und die janusköpfige Rolle des Burnouts. Die Depression ist eine Steigerung. Die Leistungshemmung ist ein Sonderfall. Die Introversion ist keine psychische Störung.
Zusammenfassung zu „Einsamkeit“
Die Einsamkeit ist 2025 ein aktuelles gesellschaftliches Thema. Die Bundesregierung hat 2023 dazu eine Strategie beschlossen. Der Umfang der Einsamkeit erstreckt sich auf die menschlichen Grundbedürfnisse. Die Einsamkeit als Gefühl ist begrifflich vom Alleinsein, der Isolation und der Vereinsamung abzugrenzen.
Die Ursachen der Einsamkeit ergeben sich aus Angst und Furcht, Selbstzweifeln und den unterschiedlichen Arten von Trennungen von Personen und Sachen.
Die gesundheitlichen Folgen der Einsamkeit bestehen aus krankmachenden Folgen und psychischen Störungen. Sie liegen auf der emotionalen Ebene oder schädigen die menschlichen Grundbedürfnisse. Das Burnout ist sowohl Folge als auch Ursache der Einsamkeit. Die Depression ist die härteste Störung. Die Leistungshemmung ist ein Sonderfall. Die Introversion ist keine psychische Störung.
Besonderheiten der Einsamkeit am Arbeitsplatz
Besonderheiten am Arbeitsplatz weist die Einsamkeit gegenüber der allgemeinen Einsamkeit auf.
Ursachen der Einsamkeit am Arbeitsplatz
Die Ursachen der Einsamkeit am Arbeitsplatz konzentrieren sich im Wesentlichen auf drei Ursachen.
Ursache 1: Homeoffice
Das Homeoffice ist die erste Ursache, durch die Einsamkeit am Arbeitsplatz verursacht wird. Es begründet eine Art der Einsamkeit während der Arbeitszeit. Die Einsamkeit im Homeoffice muss allerdings nicht durchgängig sein. Sie kann nämlich durch elektronische und digitale Kontakte durchbrochen werden, an denen Arbeitskollegen beteiligt sind
Beim Umstand Homeoffice ist dessen rechtlich doppelte Bedeutung zu bedenken.
Es ist einerseits der auf dem Direktionsrecht des Arbeitgebers beruhende Arbeitsplatz des Angestellten.
Andererseits ist das Homeoffice ein rechtlich gebotener Arbeitsplatz für den Selbstständigen. Es schützt ihn vor der Scheinselbstständigkeit; denn das Homeoffice unterstreicht die rechtliche Vermutung, dass der Tätige selbstständig, also nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis ist. Es stützt den Anschein, dass der Tätige nicht von Weisungen abhängig ist. Er arbeitet also für einen Vertragspartner und nicht für einen Arbeitgeber.
Beide Rechtsgründe dürfen der Einsamkeit am Arbeitsplatz keinen Vorschub leisten. Sowohl der Arbeitsgeber mit seiner Fürsorgepflicht als auch der Vertragspartner in seiner Vertragsnebenpflicht müssen einer zu befürchtenden Einsamkeit am Arbeitsplatz entgegentreten.
Ursache 2: Neuer Job
Ein neuer Job kann eine Ursache für Einsamkeit am Arbeitsplatz sein. Sie beginnt bereits beim Onboarding, wenn die Integration in die Belegschaft misslingt. Das Misslingen ist nicht auf das Onboarding beschränkt. So kann die Belegschaft den Neuankömmling zurückweisen, weil er nicht zu ihnen passt. In diesem Fall liegt ein Fehler bereits bei der Anstellung vor. Die für die Prüfung der Bewerbung Verantwortlichen hätten die wichtigste Anstellungsvoraussetzung missachtet, nämlich dass Bewerber und Belegschaft zusammenpassen müssen.
Trotz einwandfreier Anstellung und gelungenen Onboardings ist die Einsamkeit am Arbeitsplatz in einem neuen Job nicht ausgeschlossen. Wenn die Stellenbeschreibung die weichen Faktoren unberücksichtigt lässt, verschleiert sie Aspekte der Arbeitszufriedenheit. Dazu gehören Betriebsklima, Führungsstruktur oder Kommunikationswege, die neben anderen die Einsamkeit am Arbeitsplatz beeinflussen.
Ursache 3: Einsames Berufsbild
Der Umstand einsames Berufsbild beschreibt Tätigkeiten, die über einen einsamen Arbeitsplatz verfügen. Ein Beispiel ist der Leuchtturmwärter. Er ist an seinem Arbeitsplatz allein und gefährdet, einsam zu werden.
Phasen der Einsamkeit am Arbeitsplatz
Drei Phasen der Einsamkeit am Arbeitsplatz sind zu unterscheiden.
Phase 1: Vorübergehende Einsamkeit
Die Phase der vorübergehenden Einsamkeit beschreibt alle Formen der kurzfristigen und begrenzten Arten der Einsamkeit. Sie können auch mehrfach auftreten. Ein Übergang in die beiden anderen Phasen der Einsamkeit am Arbeitsplatz ist keine zwingende Entwicklung.
Phase 2: Rückzug in die Einsamkeit
Der Rückzug in die Einsamkeit meint, dass der Einsame sich in sich zurückzuziehen beginnt; er kapselt sich von anderen ab. Diese Phase ist ein langsamer Prozess, der oft unbemerkt bleibt. Der Rückzug ist in Wirklichkeit der Einzug in die Einsamkeit am Arbeitsplatz.
Phase 3: Chronische Einsamkeit
Die chronische Einsamkeit ist ein beständiges Gefühl, das nur schwer zu korrigieren ist. Sie führt in die Isolation. Begleitet wird die chronische Einsamkeit von psychischen und physischen Symptomen wie Schlafstörungen oder Antriebslosigkeit.
Mythen der Einsamkeit am Arbeitsplatz
Mit den Mythen der Einsamkeit am Arbeitsplatz haben sich Constance Noonan Hadley und Sarah L. Wright beschäftigt. (Harvard Businessmanager, Februar 2025, Titel „Gemeinsam“, S. 16 ff). Mit Mythen bezeichnen sie vier Missverständnisse zu diesem Thema.
Mythos 1: Arbeitsort
Der Arbeitsort ist für die Einsamkeit am Arbeitsplatz nur mitendscheidend. Zwar leiden remote arbeitende Angestellte mehr unter Einsamkeit als solche, die in Präsenz oder hybrid tätig sind. Für das Gefühl der Einsamkeit macht eine kurze Dauer der Präsenz keinen Unterschied. Entscheidender für den Grad der Einsamkeit am Arbeitsplatz sind die Zahl der von Unternehmen organisierten Treffen und die Extrovertiertheit je Person.
Mythos 2: Team
Der zweite Mythos betrifft die Vorstellung, dass es im Team keine Einsamkeit gibt. Teamarbeit kann die Einsamkeit sogar steigern; denn allein die Tatsache, dass jemand Mitglied eines Teams ist, reicht zur Eliminierung der Einsamkeit am Arbeitsplatz nicht aus. Es ist die Einbindung in das Team erforderlich.
Mythos 3: Zugehörigkeit
Das soziale Grundbedürfnis der Zugehörigkeit wird von den Mitgliedern nicht als Kompetenz des Teams angesehen. Introvertierte fühlen sich im Team einsamer als Extrovertierte, obwohl sie ein geringeres Bedürfnis an Zugehörigkeit haben.
Mythos 4: Unveränderbarkeit der Einsamkeit am Arbeitsplatz
Eine Unveränderbarkeit der Einsamkeit am Arbeitsplatz ist nicht bestätigt. Vielmehr wechselt der Grad der Einsamkeit von Job zu Job und von Unternehmen zu Unternehmen. Er ist davon abhängig, ob präsent, remote oder hybrid gearbeitet wird. Je mehr soziale Kontakte außerhalb der Arbeitszeit stattfinden, desto stärker sinkt die Einsamkeit am Arbeitsplatz.
Folgen der Einsamkeit am Arbeitsplatz
Folgen der Einsamkeit am Arbeitsplatz sind nur solche Folgen, die mit dem Arbeitsverhältnis in Verbindung stehen. Natürlich wirken sich auch allgemeine Symptome der Einsamkeit auf den Arbeitsplatz aus.
Folge 1: Abnahme der Leistungsfähigkeit
Die Abnahme der Leistungsfähigkeit ist eine Folge der Einsamkeit am Arbeitsplatz, die sich parallel zur Entwicklung der Vereinsamung vollzieht. Treten psychische Störungen – etwa die Depression – auf, kann die Leistungsfähigkeit sogar zum Erliegen kommen.
Folge 2: Impostor-Syndrom
Das Impostor-Syndrom, auch Hochstapler-Syndrom genannt, ist ebenfalls eine Folge der Einsamkeit am Arbeitsplatz, die zum Rückgang der Leistung führt. Es ist ein 1978 erstmals beschriebenes psychologisches Phänomen, das bei Frauen festgestellt worden war. Die Betroffenen waren trotz ihrer nachgewiesenen Erfolge von Selbstzweifeln geplagt; sie waren überzeugt, dass sie minderwertig als andere seien und deshalb die Anerkennung nicht verdient hätten. Sie glaubten, mit ihren Leistungen hochgestapelt zu haben. Die Einsamkeit lässt genau diese hochstapelnden Selbstzweifel hochkommen.
Folge 3: Resignation
Die Resignation als Folge der Einsamkeit am Arbeitsplatz ist nicht nur die allgemeine, jede Leistung hemmende Niedergeschlagenheit. Sie drückt sich noch durch weitere, das Arbeitsverhältnis belastende Maßnahmen aus.
Quiet Quitting: Quiet Quitting ist eine stille Kündigung des Arbeitnehmers, die dem Arbeitgeber gegenüber nicht ausgesprochen wird. Sie ist ein Dienst nach Vorschrift, der alles unberücksichtigt lässt, was nicht dem Arbeitsvertrag entspricht – wie unbezahlte Überstunden. Die Einsamkeit am Arbeitsplatz kann Quiet Quitting auslösen.
Innere Kündigung: Die Innere Kündigung unterscheidet sich von Quiet Quitting dadurch, dass noch Unzufriedenheit mit dem Job hinzukommt. Die Motivation schwindet, die Eigeninitiative verblasst. Die Innere Kündigung kann ebenfalls eine Folge der Einsamkeit am Arbeitsplatz sein.
Ordentliche Kündigung: Die Ordentliche Kündigung ist die Reißleine unter den Folgen der Einsamkeit am Arbeitsplatz. Sie beendet das Arbeitsverhältnis; einmal ausgesprochen, ist sie nur in Ausnahmen zurückzuholen. So ist sie zwar eine Folge, aber keine Lösung der Einsamkeit am Arbeitsplatz.
Zwar ist das Arbeitsverhältnis erledigt, doch es gibt keine Garantie der Lösung, weil der nächste Job unkalkulierbar ist; denn jeder Jobwechsel beinhaltet den Honeymoon-hangover effect. Er besagt, dass die erste Zeit beim neuen Arbeitgeber wie ein Honeymoon wirkt. Doch zwischen sechs und 12 Monaten tritt Frust gegenüber dem neuen Job ein. Die Zufriedenheit nimmt ab (Hangover). Deshalb kündigen in den ersten 24 Monaten viele Neulinge ihren Arbeitsvertrag.
Zusammenfassung zu „Besonderheiten am Arbeitsplatz“
Die Besonderheiten am Arbeitsplatz umfassen zunächst die Ursachen der Einsamkeit. Sie sind durch das Homeoffice, einen neuen Job und einsame Berufsbilder gekennzeichnet. Die Einsamkeit am Arbeitsplatz durchläuft die drei Phasen vorübergehende Einsamkeit, Rückzug in die Einsamkeit und chronische Einsamkeit.
Mythen der Einsamkeit am Arbeitsplatz sind die Missverständnisse, dass die Einsamkeit durch den Arbeitsort festgelegt wird; im Team gebe es keine Einsamkeit; die Zugehörigkeit zum Team schließe Einsamkeit aus; die Einsamkeit sei unveränderbar.
Die Folgen der Einsamkeit am Arbeitsplatz sind die Abnahme der Leistungsfähigkeit, das Impostor-Syndrom und die Resignation.
Maßnahmen gegen die Einsamkeit am Arbeitsplatz
Die Maßnahmen gegen die Einsamkeit am Arbeitsplatz zielen auf die Stärkung der Gemeinsamkeiten nach dem Leitspruch ab: Gemeinsam statt einsam. Deshalb sind die Einsamen selbst sowie auch die Unternehmen gefordert. Die Generation Z ist ein Sonderfall.
Bemühungen der Einsamen gegen die Einsamkeit am Arbeitsplatz
Die Bemühungen der Einsamen gegen die Einsamkeit am Arbeitsplatz lassen sich auflisten.
Kommunikation: Die Kommunikation zu den Kollegen ist aufzubauen und zu halten, indem die Einsamen ihre Kollegen direkt ansprechen.
Eigenaktivität: Die Eigenaktivität ist dadurch zu betonen, dass sich die Einsamen aktiv in die Organisation des Teams einbringen.
Kontakte: Die Kontakte sind durch häufige Treffen zu stabilisieren.
Coworking: Die Angebote des Coworking sind zu nutzen.
Selbstbewusstsein: Das Selbstbewusstsein ist eine im Umgang mit Menschen wichtige Ressource, die auch Einsamen nicht verloren gehen darf.
Dankbarkeit: Dankbarkeit ist ein wesentliches Element der Kommunikation. Sie zeigt, dass der Einsame Hilfen nicht als selbstverständlich empfindet.
Vorgehen der Unternehmen gegen die Einsamkeit am Arbeitsplatz
Für das Vorgehen der Unternehmen zur Bekämpfung der Einsamkeit am Arbeitsplatz ist das Management zuständig.
Erfassen der Einsamkeit: Das Erfassen der Einsamkeit am Arbeitsplatz ist eine wichtige Voraussetzung für deren Bekämpfung.
Work-Life-Balance: Die Work-Life-Balance schützt vor Überarbeitung und Stress, den unbeachteten Auslösern von Einsamkeit.
Unternehmenskultur: Die Unternehmenskultur der gegenseitigen Wertschätzung und Unterstützung wirkt integrativ und sozial. Sie verhindert Einsamkeit und auch Kündigungen.
Persönliche Treffen: Persönliche Treffen von Mitarbeitern sorgen für Verbundenheit und wirken gegen Ausgrenzungen. Sie sind hauptsächlich für hybride und remote Arbeitsplätze wichtig.
Soziale Kontakte: Soziale Kontakte, die im Arbeitsalltag durch gemeinsame (kostenlose) Mittagessen oder Happy Hours organisiert werden, sollen private Themen zulassen. Dadurch steigt die Verbundenheit in der Belegschaft, und die Früherkennung von Einsamkeit am Arbeitsplatz verbessert sich.
Sonderfall Generation Z
Die Generation Z ist ein Sonderfall der Einsamkeit am Arbeitsplatz.
Laut neuesten Umfragen wollen 46 Prozent der Generation Z ihren Arbeitsvertrag innerhalb der nächsten sechs Monate kündigen. Gründe sind:
- Suche nach sinnstiftender Arbeit, die sich positiv auf die Zufriedenheit mit der Arbeit auswirken soll.
- Angst vor Automatisierung des Arbeitsplatzes
- Einsatz der Künstlichen Intelligenz durch den Arbeitgeber
- Stress am Arbeitsplatz
- Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten in der Firma
- Schwierigkeiten mit dem Chef
- Mangelnde Wertschätzung durch den Chef.
Alle genannten Gründe können Auslöser für die Einsamkeit am Arbeitsplatz sein. Statt den die Einsamkeit verhindernden Kontakt zu suchen, begibt sich die Generation Z auf die Flucht. Sie kündigt, obwohl eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses keine Lösung ist.
Die Kündigung durch die Generation Z ist psychisch bedingt: Sie ist ein unbewusster Aufschrei an den Arbeitgeber, sie vor der Einsamkeit am Arbeitsplatz zu schützen.
Das skurrile Selbstwertgefühl zur Einsamkeit der Generation Z, die nur ein Teil des gesellschaftlichen Körpers ist, hat Christian Morgenstern (1871 – 1914) sprachgrotesk vorausgeahnt: „Ein Knie geht einsam durch die Welt. Es ist ein Knie sonst nichts. Es ist kein Baum! Es ist kein Zelt! Es ist ein Knie, sonst nichts …“. („Galgenlieder, Das Knie“, 1905)
Zusammenfassung zu „Maßnahmen gegen die Einsamkeit am Arbeitsplatz“
Die Maßnahmen gegen die Einsamkeit am Arbeitsplatz teilen sich in solche Maßnahmen auf, die von den Einsamen und andere, die von den Unternehmen zu ergreifen sind. Die Einsamen müssen vor allem die Initiative ergreifen, selbstbewusst bleiben und dankbar Hilfe im Kampf gegen die Einsamkeit annehmen. Die Unternehmen haben die Einsamkeit am Arbeitsplatz zu erkennen und strukturell zu bekämpfen. Die Generation Z stellt als Sonderfall die Unternehmen vor Herausforderungen; denn sie ist ständig auf der Flucht vor der Einsamkeit am Arbeitsplatz, ohne sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen.
Call-to-Action
Zur weiteren Lektüre werden die Blog-Beiträge
empfohlen.
Fazit
Die Einsamkeit ist ein aktuelles gesellschaftliches Problem, das weitreichende Folgen hat. Deshalb hat die Bundesregierung eine Strategie zu ihrer Bekämpfung verabschiedet.
Die Einsamkeit ist begrifflich einzugrenzen, damit ihre Ursachen benannt werden können; denn sie lassen auf die gesundheitlichen Folgen der Einsamkeit schließen. Bei ihnen ist zwischen krankmachenden Folgen und psychischen Störungen zu unterscheiden, weil gerade die Fülle dieser Folgen zur Unübersichtlichkeit neigt.
Auf dieser Basis ist die Einsamkeit am Arbeitsplatz zu diskutieren. Sie hat spezielle Ursachen und eigene Phasen, die zu Missverständnissen neigen. Die Folgen der Einsamkeit am Arbeitsplatz stellen Anforderungen an ihre Bekämpfung. Die zu ergreifenden Maßnahmen sind für die Einsamen und die Unternehmen unterschiedlich. Die Generation Z hat sich als Sonderfall entwickelt, weil sie die Kündigung des Arbeitsverhältnisses als Lösung vorzieht.