Das Scheinwerferlicht steht als Symbol für den Spot.

Eine lösungsfokussierte Kurztherapie für das Management wird aus aktuellem Anlass in der folgenden Trilogie beschrieben; denn der Bedarf an Psychotherapie ist nicht nur in letzten Jahren grundsätzlich angestiegen. In der Gegenwart kommen noch psychische Belastungen aus der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine hinzu. Der 1. Teil gibt einen gerafften Überblick über die systemische Therapie als wissenschaftliche Grundlage der lösungsfokussierten Kurztherapie. Der 2. Teil widmet sich „Shit happens“ oder der Art, wie „der umherreisende Philosoph“ Carl Auer auf die lösungsfokussierte Kurztherapie vorbereitet. Der 3. Teil greift ihre Lösungsfokussierung und ihre Dauer sowie ihre Eignung zur Behandlung des Managements auf. Es geht also in der Trilogie um die lösungsfokussierte Kurztherapie für das Management selbst.

Die systemische Therapie

Die systemische Therapie ist nicht nur unter Psychotherapeuten stark verbreitet; sie hat auch einen großen Zuspruch bei den Klienten erfahren. Sie zählt neben der analytischen Psychotherapie, der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie und der Verhaltenstherapie zu den wissenschaftlich fundierten Therapierichtungen. Von den Krankenkassen ist sie erst seit 1. Juli 2020 als Richtlinienverfahren anerkannt. Für die lösungsfokussierte Kurztherapie von Steve de Shazer bildet die systemische Therapie die wissenschaftliche Grundlage.  

Die Zahl der Fehltage psychisch Erkrankter je 100 Krankenversicherter hat 2021 ihren bisherigen Höchststand mit 265 erreicht. Im Jahr 2015 hat sie noch 244 betragen, nur 110 war sie 2000. Diese Angaben beinhalten auch die Zahlen für das Management. Dessen Therapiebedarf steigt zusätzlich durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Die lösungsfokussierte Kurztherapie für das Management gewinnt also aktuell an Bedeutung. Deshalb lohnt ein Blick auf die ihr zugrunde liegende systemische Therapie.

Dieser Spot soll vorab einige Informationen über die systemische Therapie vermitteln. Damit ist sichergestellt, dass die anderen Beiträge zur „Lösungsfokussierte Kurztherapie für das Management“ – „Shit happens“ (2. Teil) und Kurztherapie (3. Teil) – ohne zusätzliche Erläuterungen erscheinen können.

Therapeutisches Verfahren der systemischen Therapie

Das therapeutische Verfahren der systemischen Therapie unterscheidet sich von den anderen Ansätzen durch die Einbeziehung sozialer Strukturen. Der Klient ist also nicht nur Individuum wie bei der Psychoanalyse oder Subjekt von Verhaltensweisen; sondern er ist in Strukturen wie eine Familie eingebunden.

Die systemische Therapie auf die Familientherapie einzuschränken, greift zu kurz, auch wenn sie aus ihr hervorgegangen ist; denn der Betroffene kann in weitere Systeme wie Schule, Arbeitsplatz oder verschiedene Teams eingebunden sein. Alle diese Systeme folgen Regeln, die sich auf den Klienten auswirken.

Deshalb wird eine psychische Störung nicht als individuelle Störung, sondern als Folge einer Störung des Systems therapiert.

Geschichte der systemischen Therapie

Die Geschichte der systemischen Therapie ist bereits der Start in das angedeutete Wirrwarr, so dass sie nur knapp zu skizzieren ist.

Pioniere der systemischen Therapie

Als Pioniere der systemischen Therapie stehen sich der Kinderpsychologe Nathan Ward Ackermann (1908 – 1999) für die Familientherapie und Salvador Minuchin (1921 – 2017) gegenüber.

  • Ackermann gründete 1960 in New York sein Family Institute für Familientherapie.
  • Zur selben Zeit erarbeitete Minuchin die „Strukturelle Familientherapie“. Die Familie besteht aus den Eltern als Paar und den Kindern. Auch die Generationen sind darin Strukturen. Minuchin machte die Triade aus Vater, Mutter und Kind bekannt, deren erste Forschungsergebnisse Murray Bowen (1913 -1990) im Jahre 1976 vorgelegt hatte.

Die Palo Alto Gruppe

Die Palo Alto Gruppe gründete im Jahr 1959 ihr Mental Research Institute. Zu ihren Gründern zählten

  • Don D. Jackson (1920 – 1968) mit Schwerpunkt Schizophrenietherapie
  • John H. Weakland (1919 – 1995) , der die lösungsfokussierte Kurztherapie mit Richard Fisch (1926 – 2011) entwickelte. Diese stand in engem Verhältnis zu der lösungsfokussierten Kurztherapie von Steve de Shazer.

Jackson gewann Paul Watzlawick (1921 – 2007) für die Palo Alto Gruppe. Er beeinflusste mit seiner Wahrnehmungspsychologie die allgemeine Psychotherapie sowie die allgemeine Familientherapie beeinflusste. Er wurde ihr bekanntester Vertreter („Anleitung zum Unglücklichsein“). Weiter gehörte Virginia Satir (1916 1988), die „Mutter der Familientherapie“, dazu. Sie begann bereits 1951 mit der Familientherapie. Später entwickelte sie die Familienskulptur, eine Technik, mit der Klienten ein systemisches Selbstverständnis erlernen.

Erwähnt sei noch Jay Haley (1923 – 2007), der das „perverse Dreieck (Triade 2)“ erfand. Personen unterschiedlicher Generationen verbünden sich gegen einen Dritten, so Mutter und Kind gegen den Vater.

Die Mailänder Gruppe

Die Mailänder Gruppe entstand 1971 um Mara Selvini Palazzoli (1916 – 1999), die unter dem Einfluss der Palo Alto Gruppe das Mailänder Modell ersann. Zwei Therapeuten arbeiten mit der Familie in einem Raum. Sie werden von zwei Co-Therapeuten beobachtet, mit denen sie in regem Kontakt stehen werden. Watzlawick, der häufig in Mailand war, beschreibt diese Methode als zirkuläre Befragung („Ich weiß, was du denkst“, in „Vom Schlechten des Guten“, S.89).

Der Inspirator

Als Inspirator sei Milton H. Erickson (1901 – 1980) erwähnt Er gehörte zwar nicht zur Palo Alto Gruppe, prägte sie aber durch seine Hypnotherapie maßgeblich. Er hatte Einfluss auf Jay Haley, John Weakland und Paul Watzlawick sowie auf Virginia Satir.

Außerdem erforschte er mit Aldous Leonard Huxley (1894 – 1963) Grenzbereiche der Psychologie; denn Huxley war nicht nur der Autor von „Schöne neue Welt“, sondern auch ein Universalgelehrter.

„Hinterm Horizont geht´s weiter“

„Hinterm Horizont geht´s weiter“ – nicht nur im gleichnamigen Musical von Thomas Brussig, Udo Lindenberg und Ulrich Walter; sondern auch in der systemischen Therapie.

Die Gesprächstherapie von Carl Ransom Rogers (1902 – 1987) ist eine klientenzentrierte Therapie, die auf dem Menschenbild des Wohlwollens basiert. Damit richtet sie sich nach der humanistischen Psychologie aus. Sie beeinflusst die Familientherapie mit ihrem Vorrang für vertrauensvolle Beziehungen zwischen Eltern und Kindern oder in Partnerschaften. Dieser Vorrang fordert zur Einbeziehung von Emotionen und der non-verbalen Kommunikation auf.

Die Mentalisierungsbasierte Psychotherapie (MTB) nach Peter Fonagy (1952) soll die Klienten befähigen, eigene Gedanken und die Überzeugungen anderer Leute besser zu verstehen. Dazu verbindet sie systemische, psychodynamische und klientenzentrierte Therapieansätze miteinander.

Die EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprogressing) ist ein von Francine Shapiro (1948 – 2019) zufällig entdecktes psychotherapeutisches Verfahren zur Behandlung von Angststörungen. Shapiro bemerkte auf einem Spaziergang, dass ständige Augenbewegungen ihre Ängste zum Verschwinden brachten. Daraus entwickelte sie das inzwischen therapeutisch anerkannte und erfolgreiche Konzept der bilateralen Stimulation.

Quintessenz zur systemischen Therapie

Die Ausführungen zur systemischen Therapie beleuchten die exorbitante Entwicklung, die dieses psychotherapeutische Verfahren genommen hat. Die Geschichte beginnt mit der Erkenntnis, dass der Klient ein soziales Wesen und in Strukturen eingebunden ist. Die Familie ist ein soziales System, das als Struktur betrachtet wird. Tatsächlich entsteht die systemische Therapie fast gleichzeitig an verschiedenen Orten einerseits unabhängig voneinander, andererseits in persönlichen Kooperationen.

Die Phase ihrer Entstehung bildet den Horizont, der durch weitere Methoden überschritten wird. Inzwischen haben neue Therapierichtungen die systemische Therapie bis zur Unübersichtlichkeit bereichert.

Die systemische Therapie ist ein Baustein zu der lösungsfokussierten Kurztherapie für das Management, um die es im 2. Teil der Trilogie mit „Shit happens“ nach Carl Auer geht.

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